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1923 - Schießerei auf der Mayralm zwischen Jägern, Gendarmen und Wilderern

Die Mayralm 

Friedlich liegt sie da, die Mayralm. Eingebettet in eine lichte Almsenke - am Fuße des Sengsengebirges. Wie ein kleines Paradies, eine Welt für sich. Die Lage, die Natur, der Ausblick – man versteht sofort, warum man genau hier eine Almhütte vorfindet. Besser gesagt das, was von ihr übrig geblieben ist. Heute stehen von der einstigen Jagd-, Forst-, Holzknecht-, und Waldaufseher-Hütte nur noch die Grundmauern. In sich zusammengefallen sind die Wände aus Stein, morsch die kreuz und quer auf der Almwiese verstreut liegenden Balken aus Holz. Gräser bahnen sich ihren Weg durch die Mauerritzen. Moos wuchert auf den Überresten ehemaliger Deckenpfosten. Still ist es hier. Beschaulich und einsam. Mit einer Ahnung von Geschichte.

Mittlerweile ist ruhig geworden um die einstige Almhütte am Fuß des latschenbewachsenen Mayrwipfels. Wer würde vermuten, dass sich hier – wo heute das Vieh gemütlich auf taunassem Gras döst – einst ein großes Blutvergießen zugetragen hat? Dass die weite Almwiese Bühne eines dramatischen Schauspiels wurde – einer folgenschweren Schießerei zwischen Jägern, Gendarmen und Wilderern?

Sie wissen davon. Die Mauern, die heute noch den Grundriss der Mayralm zeichnen. Sie sind steinerne Zeugen längst vergangener Zeiten. Könnten sie sprechen, würden sie erzählen, was sich hier einst im Detail zugetragen hat. Wann der erste Schuss gefallen ist und sein erstes Opfer gefordert hat. Von ergreifenden Todeskämpfen und letzten Atemzügen.

Auf der Mayralm findet am 29.10.1923 um ca. 18.00 Uhr am späten Nachmittag ein Zusammenstoß zwischen Jägern und Wilderern statt, wobei der 33 Jahre alte Jäger Vinzenz Hobel und der Wilddieb Johann Farnberger vulgo Sperl Hans erschossen werden.

Man schreibt den 29. Oktober 1923. Der Jäger Vinzenz Hobel verrichtet auf der Mayralm im Sengsengebirge Schutzdienst. Alles scheint ruhig. Plötzlich kracht ein Schuss. Hobel kann eine Gruppe von Wilderern ausmachen, die nahe der Mayralm umherpirschen. „Die dürfen nicht so ohne weiteres davonkommen!“ Sofort macht er sich auf ins Tal, um Verstärkung zu holen. Und steigt dann, gemeinsam mit acht Jägern und Gendarmen, wieder zur Mayralm auf.

Was sich dann auf der Mayralm abspielt, ist folgenschwer. Ein alter Konflikt zwischen Wilderern, Jägern und Gendarmen eskaliert. Immer wieder zerreißen Schüsse die Stille der Nacht.

Dann: Der nächste Morgen. Der Zusammenstoß auf der Mayralm hat zwei Menschenleben gefordert. Wer war daran beteiligt? Wer hat geschossen? Was ist hier damals, vor über 100 Jahren, auf der Mayralm wirklich passiert?

Fragen über Fragen. Ein Teil des Tathergangs wird für immer ungeklärt bleiben. Was den anderen Teil angeht, liegt es nun an Ihnen.

Begeben Sie sich auf eine spannende Zeitreise zum Tatort Mayralm. Lassen Sie die Figuren von damals lebendig werden. Und denken sie das rätselhafte Geschehen vom Herbst 1923 zu Ende.

© Parte von Johann Farnberger | Foto: TVB Pyhrn-Priel/Archiv
 Parte von Johann Farnberger genannt "Sperl Hans".

Parte von Johann Farnberger genannt "Sperl Hans".

© Mayralm | Foto: TVB Pyhrn-Priel/Archiv
Die Mayralm zur Zeit des Wilderer-Geschehens
Die Mayralm zur Zeit des Geschehens
© Jägerkreuz | Foto: TVB Pyhrn-Priel/Archiv
Das sogenannte "Jägerkreuz" erinnert an den Jäger Vinzenz Hobel

Das sogenannte "Jägerkreuz" erinnert an den Jäger Vinzenz Hobel

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Vz. Hobel
Jäger durch

Wild. Erschs
i.J. 1923
D. 28. Ok.

Das Gedicht erläutert die Umstände seines Todes:

„Die edle Jägerleidenschaft

trieb mich auf Bergeshöhn,

zu meinem lieben Gemselein

so frei, so stolz, so schön.

Der Tag neigt sich, ich kehrt zurück

und fand den Weg versperrt.

Erschossen armen Schützen mich,

ist doch die Welt verkehrt.

Betrachtet doch, Mensch ist doch Mensch,

warum schoss man mich tot,

Waffengewalt wurd´ angewandt

nur zur Zeit der Kriegesnot.

Es gibt einen gerechten Richter noch,

der Herrgott weiß es schon,

das Gute wiegt das Böse auf,

Der Himmel wird mein Lohn.