Friedlich liegt sie da, die Mayralm. Eingebettet in eine lichte Almsenke - am Fuße des Sengsengebirges. Wie ein kleines Paradies, eine Welt für sich. Die Lage, die Natur, der Ausblick – man versteht sofort, warum man genau hier eine Almhütte vorfindet. Besser gesagt das, was von ihr übrig geblieben ist. Heute stehen von der einstigen Jagd-, Forst-, Holzknecht-, und Waldaufseher-Hütte nur noch die Grundmauern. In sich zusammengefallen sind die Wände aus Stein, morsch die kreuz und quer auf der Almwiese verstreut liegenden Balken aus Holz. Gräser bahnen sich ihren Weg durch die Mauerritzen. Moos wuchert auf den Überresten ehemaliger Deckenpfosten. Still ist es hier. Beschaulich und einsam. Mit einer Ahnung von Geschichte.
Mittlerweile ist ruhig geworden um die einstige Almhütte am Fuß des latschenbewachsenen Mayrwipfels. Wer würde vermuten, dass sich hier – wo heute das Vieh gemütlich auf taunassem Gras döst – einst ein großes Blutvergießen zugetragen hat? Dass die weite Almwiese Bühne eines dramatischen Schauspiels wurde – einer folgenschweren Schießerei zwischen Jägern, Gendarmen und Wilderern?
Sie wissen davon. Die Mauern, die heute noch den Grundriss der Mayralm zeichnen. Sie sind steinerne Zeugen längst vergangener Zeiten. Könnten sie sprechen, würden sie erzählen, was sich hier einst im Detail zugetragen hat. Wann der erste Schuss gefallen ist und sein erstes Opfer gefordert hat. Von ergreifenden Todeskämpfen und letzten Atemzügen.
Man schreibt den 29. Oktober 1923. Der Jäger Vinzenz Hobel verrichtet auf der Mayralm im Sengsengebirge Schutzdienst. Alles scheint ruhig. Plötzlich kracht ein Schuss. Hobel kann eine Gruppe von Wilderern ausmachen, die nahe der Mayralm umherpirschen. „Die dürfen nicht so ohne weiteres davonkommen!“ Sofort macht er sich auf ins Tal, um Verstärkung zu holen. Und steigt dann, gemeinsam mit acht Jägern und Gendarmen, wieder zur Mayralm auf.
Was sich dann auf der Mayralm abspielt, ist folgenschwer. Ein alter Konflikt zwischen Wilderern, Jägern und Gendarmen eskaliert. Immer wieder zerreißen Schüsse die Stille der Nacht.
Dann: Der nächste Morgen. Der Zusammenstoß auf der Mayralm hat zwei Menschenleben gefordert. Wer war daran beteiligt? Wer hat geschossen? Was ist hier damals, vor über 100 Jahren, auf der Mayralm wirklich passiert?
Fragen über Fragen. Ein Teil des Tathergangs wird für immer ungeklärt bleiben. Was den anderen Teil angeht, liegt es nun an Ihnen.
Begeben Sie sich auf eine spannende Zeitreise zum Tatort Mayralm. Lassen Sie die Figuren von damals lebendig werden. Und denken sie das rätselhafte Geschehen vom Herbst 1923 zu Ende.
Parte von Johann Farnberger genannt "Sperl Hans".
Das sogenannte "Jägerkreuz" erinnert an den Jäger Vinzenz Hobel
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Vz. Hobel
Jäger durch
Wild. Erschs
i.J. 1923
D. 28. Ok.
„Die edle Jägerleidenschaft
trieb mich auf Bergeshöhn,
zu meinem lieben Gemselein
so frei, so stolz, so schön.
Der Tag neigt sich, ich kehrt zurück
und fand den Weg versperrt.
Erschossen armen Schützen mich,
ist doch die Welt verkehrt.
Betrachtet doch, Mensch ist doch Mensch,
warum schoss man mich tot,
Waffengewalt wurd´ angewandt
nur zur Zeit der Kriegesnot.
Es gibt einen gerechten Richter noch,
der Herrgott weiß es schon,
das Gute wiegt das Böse auf,
Der Himmel wird mein Lohn.